16 November 2005

Im französischen Fernsehen
hat man begonnen, weniger Bilder von brennenden Autos zu zeigen. Angeblich mit Erfolg, die Zahl der Brandstiftungen sei zurück gegangen, heißt es.
Unter den Jugendlichen der Banlieus sei ein Wettbewerb ausgebrochen, wer den spektakulärsten und die meisten Brände legt. Nachprüfen konnten die Kids das im Fernsehen. Also ging die Diskussion los: Am besten gar nichts mehr über die "Unruhen" berichten, wurde gefordert. Die Jugendlichen würden nur angestachelt werden. Wenigstens auf Bilder verzichten, war die ein wenig gemäßigtere Form.
Das Fernsehen hat nun nicht ganz verzichtet, aber doch ein wenig: Es werden statt den brennenden nur noch die ausgebrannten Autos gezeigt. Mich erinnert das stark an die Diskussion vor etlichen Jahren, als Jean Marie le Pen mal wieder besonders viele Stimmen absahnen konnte. Da wurde auf France Inter ernsthaft diskutiert, ob man nicht einfach gar nicht mehr über den Rechtspopulisten reden sollte, ihn quasi ignorieren, ausschließen. Worüber nicht geredet wird, ist auch nicht existent und wird dann bald ganz verschwinden, war die Argumentation. Ich fand das reichlich bizarr.
Und ähnlich geht es mir im Moment mit dieser "weniger Bilder zeigen"-Masche der Franzosen. Natürlich wollen die Noirs und Beurs und Magrebiens ins TV. Und es ist doch irgendwie ihr gutes Recht, auf ihre fatale Lage aufmerksam zu machen. Und das geht heutzutage eben nur über Fernsehbilder. Man vergleiche nur Tsunami und Kashmir: Viele Bilder = viele Spenden, wenig Bilder = wenig Spenden. Damals und beim 11.9. wurde die Flut der Bilder nicht zurückgeschraubt, obwohl sogar von Traumatisierung durch TV-Bilder die Rede war.
Wenn die Franzosen nun keine Bilder aus den brennenden Vorstädten mehr zeigen, interessiert sich bald wieder niemand für die Lage der Bewohner und Monsieur Sarkozy und Herr Chirac können weitermachen wie zuvor.
Ob das die Aufgabe der Medien ist?

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