29 März 2006

So und nicht anders!
Ich will weder Frau Nuf noch Frau Wortschnittchen in irgendetwas nachstehen und hab's auch ausprobiert. Allerdings muss ich dazu eine Vorbemerkung abgeben: Als eines meiner famosen Arbeitsverhältnisse auf ebenso famose Art beendet wurde, ließ mich der Chef nach getaner Kündigungsarbeit wissen, dass er eigentlich selbst Schuld sei: "Ich hätte es eigentlich schon an Ihrer Unterschrift merken müssen, dass das nichts werden kann mit uns." Naja, nachdem "die Chemie nicht stimmte", das aber kein offizieller Kündigungsgrund ist, ebensowenig wie eine zu große Unterschrift, musste er jede Menge Geld zahlen.
Na, das hätte er vielleicht wirklich besser vorher schon gewusst, der Arme.

Die Buchstabenpolizei ist selbstbewusst und bereit, ihre Stärken auch anderen zu zeigen. - Aber Hallo!
Sie ist locker und großzügig. Jawoll. Wer will wieviel?

Ihr ist sehr wichtig, nach außen etwas darzustellen. - Och naja, ob das so stimmt...

Die Buchstabenpolizei gibt sich sehr beherrscht bzw. diszipliniertund besitzt einen ausgeprägten Ordnungssinn. - Oh ja. das kann ich bestätigen, zumindest das mit dem Ordungssinn. Da müssen so einige drunter leiden.

Die Buchstabenpolizei ist ein Gewohnheitsmensch. - Mhm, kann sein.

Sie ist mit einer praktischen Intelligenz ausgestattet,die ihr erlaubt, rationell zu arbeiten, und zwar im Privat- wie auch im Berufsleben. - Jupp.

Für sie ist verbindliches Auftreten und Arbeiten selbstverständlich. - Auch das.

Die Buchstabenpolizei ist eher nachdenklich und vorsichtig. Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit gehören deshalb zu ihren Stärken. - Ja. Seeeeehr nachdenklich. Philosophisch quasi.

Sie ist sinnlich, warmherzig, gemütlich und phantasievoll. - Vielleicht mal den Mann fragen.

Im Großen und Ganzen wirkt sie gelassen bis uninteressiert, wenn sie aber von einer Sache überzeugt ist, überrascht sie ihre Umwelt durch ihr überschwängliches und begeisterungsfähiges Auftreten. - Immer schön uninteressiert.

Sie ist lebhaft und kontaktfreudig. Mit viel Verständnis für die Belange anderer. - Jawoll immer die anderen zuerst.

Die Buchstabenpolizei ist anderen Menschen gegenüber immer offen und aufgeschlossen. Der Umgang mit Menschen macht ihr Spaß, der ideale Arbeitsplatz ist da, wo sie mit anderen Menschen zu tun hat. - Also nicht vor dem Computer. Komisch. Da muss ich wohl was ändern.

Sie arbeitet sehr genau und zeichnet sich durch rationales, analytisches Denken aus. - Jaja, ich bin ganz brav.

Sie ist ein sehr humorvoller Mensch, bemüht sich, mit diesem Humor niemanden zu verletzen. - Har! Immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf die anderen.

Sie ist ein Dickkopf. Die Umwelt wird regelmäßig mitplötzlich auftretenden Widerständen von ihrer Seite überrascht. - Ja. Dickkopf. Schön.

Fußballfieber
Die Kugel des Fernsehturms erstrahlt als Telekom-Ball, da muss natürlich das Pissoir mithalten. In Deutschland geht's so langsam immer runder mit dem Fußball-WM-Fieber. Verrückte.

27 März 2006

Dem Mann sein Job
ist gerade auf n-tv zu sehen. Ziemlich schlimm pathetische Pressekonferenz von arena, die jetzt die Bundesligarechte haben. Premiere ist also raus. Andere Menschen machen jetzt die Kohle.
Dass das da trotz aller Pathetik technisch reibungslos abläuft und alle Filmchen auf den großen Leinwänden laufen - das hat der Mann zu verantworten.




















Ein Mops kam in die Küche...
Sehr schön übrigens auch mein Sonntagsausflug zum Tierfriedhof in Falkenberg, hinter den Plattenbauten von Hohenschönhausen, zusammen mit den InSpeEltern. Die tiervernarrte Menschheit kann einem ganz schön zu denken geben.

Wer kennt eigentlich diese hier so passende Lied noch?:
Ein Mops kam in die Küche und stahl dem Koch ein Ei. Da nahm der Koch den Löffel und schlug den Mops entzwei. Da kamen viele Möpse und gruben ihm ein Grab. Sie setzten einen Grabstein worauf geschrieben stand: Ein Mops kam in die Küche...


Tiertransport

Ich finde ja, dass meine Straße immer wieder einiges zu bieten hat. Ist doch wirklich ein Foto wert, dieser weiße Löwe auf Citrööön. Man könnte fast glauben, der Besitzer will mit aller Gewalt im Netz auftauchen. Wieso sonst sollte man tagelang ein Stofftier auf dem Autodach geschnallt lassen? Das arme Tier ist ja nun auch bestimmt total durchweicht, nach all dem Regen.


Kino 23/06: Das Leben der Anderen
Gleich zum Start, wackelte ich mit der Mitbewohnerin den "Stasi-Film". Da die Mitbewohnerin das ostdeutsche System am eigenen Leib kennenlernen konnte, fühlte ich mich in würdiger Begleitung - Ost-West-Verschwesterung quasi. Film insgesamt sehr gut. Mehr und ausführlicher bei Frau Gröner.
Mir erschiehn die Geschichte an manchen Stellen jedoch fast ein wenig unglaubwürdig. Wieso sollte ein Durch-und-durch Stasimann plötzlich anhand eines konkreten Falles dem System seine Arbeit verweigern? Da aber die Mitbewohnerin, diesen Vorwurf nicht gelten lassen wollte, muss ich mich wohl damit abfinden, dass es eben so war, so, dass ich mir das gar nicht vorstellen kann.
Schauspielerisch ist das Werk übrigens ganz besonders lobenswert. Herr Mühe und die von mir sowieso sehr geliebte Frau Gedeck - wunderbar!
Später in der Kneipe sorgte sich die Mitbewohnerin, was aus ihr wohl geworden wäre, wenn es keine Wende gegeben hätte. Mir und ihr war klar: Über kurz oder lang wäre die Gute mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit im Knast gelandet. Da haben wir schnell noch ein Bierchen gerunken.



17 März 2006

HINGEHEN!
Ausstellungseröffnung im Rahmen der 5. berlin biennale in der Galerie BRIX in der Greifswalderstraße 223 am Freitag, 17.3.2006 ab 19.00 Uhr.
Mit: Carla Åhlander, Henrike Daum, Christoph Dettmeier, Johanna Domke, Mark Formanek, Jan Freuchen, Ingo Gerken (Matthias Meyer), Tarje Eikanger Gullaksen, Stephan Homann, Jakob Jensen, Wolf von Kries, Antonia Low, Stefanie Mayer, Lutz-Rainer Müller, Janine Sack, Stefan Schuster, Thomas Seidemann, Tommy Støckel, Fredrik Stroemsaether, Anke Westermann, Gernot Wieland
und dem unvergleichlichen Matti Blind.
Im Netz bei brixbrix.
Und noch mehr dazu:
Die Ausstellung Ausserhalb Soledad entfaltet sich wie ein Roman in einem Roman oder wie eine Geschichte die in die Realität entschwindet. Diese Geschichte involviert verschiedene Charaktere und Persönlichkeiten und legt deren private Schicksale und universelle Ängste offen.Um diese Spannungen einzufangen und darzustellen, haben die KuratorInnen der 5. berlin biennale als Ausstellungsort eine 'ferne Insel in der Greifswalder Strasse' im Prenzlauer Berg gewählt. (Die Greifswalder Strasse führt in Richtung Mitte, ins Herz von Berlin, wo schon bei vorangegangenen biennalen in der Auguststrasse mit einer Vielzahl ungewöhnlicher Veranstaltungsorte und Ausstellungsräume gearbeitet wurde.)Mit der Wahl nur eines Ausstellungsortes, einer typischen Berliner Altbauwohnung, die sowohl als Beispiel als auch als Archetyp fungiert, bietet Ausserhalb Soledad seinen BetrachterInnen die Möglichkeit einer Vielfalt von Erfahrungen und den Blick über einen, für Berlin so typischen brach liegenden Hinterhof. Gewärmt von drei charakteristischen ostdeutschen Kohleöfen, öffnet die Apartmentinsel ihre Türen zu einem Raum, in dem wir gewöhnlicherweise essen, baden und spielen. Die beteiligten KünstlerInnen sind aufgefordert ihre Arbeiten für einen Raum zu modifizieren, der unser tägliches Dasein definiert: ein privater Wohnraum im zweiten Stock eines unrenovierten Altbaus, eine Spezies, die einst das Stadtbild prägte und heute nur noch selten zu finden ist.Ziel der KuratorInnen ist es, mit der Ausstellung eine Geschichte innerhalb einer Geschichte zu konstruieren, die Nebenpassagen vertieft und die bereits vorhandenen Spuren ihres früheren Selbsts aufgreift und weiterentwickelt. Ausserhalb Soledad ist weder eine Themenausstellung noch vertritt sie eine These: die Ausstellung stellt Fragen über die Absurdität des Lebens, seine Abwegigkeit, seine Schönheit und Zerbrechlichkeit.Mit Bezug auf die von John Steinbeck 1937 verfasste Erzählung "Von Mäusen und Menschen" ? die Geschichte spielt auf einer Farm ausserhalb von Soledad, einer Kleinstadt im ländlichen Kalifornien ? inszeniert Ausserhalb Soledad ein absurdes Theater, in dem Tiere, Menschen und Geister ihre tragischen Rollen spielen: Es ist aber auch ein Tag im Leben der BewohnerInnen Soledads und ein Spaziergang zu dieser entfernten Insel entlang von Orten, die unsere Existenz bestimmen.Die Ausstellung Off Soledad wird mehr als 20 Künstler einbeziehen, die mit verschiedenen Medien und Techniken arbeiten wie Zeichnung, Skulptur, Fotografie, Rollenspiel und Teambildung. Im Gegensatz zum gegenwärtigen Trend, auf Biennalen die neuesten Talente und Bewegungen vorzustellen, knüpft diese Ausstellung zeitübergreifende Verbindungen durch die Vergangenheit und Gegenwart, statt sich nur auf einen flüchtigen Trend oder Geschmack zu konzentrieren. Der Ort der Ausstellung auf einer entfernten Insel ausserhalb des Herzens der Stadt bringt eine unerwartete Freiheit der Gedanken mit sich und lädt die BesucherInnen auf eine Reise durch zahlreiche Geschichten Berlins ein.In Berlin ist es seit langem üblich, bestehende Gebäude und Strukturen in Veranstaltungsorte für vorübergehende Kunstausstellungen umzufunktionieren ? täglich verwandelt ein/e KünstlerIn seine oder ihre Wohnung in eine Galerie oder eröffnet einen unabhängigen Ausstellungsraum. Aus dieser Erfahrung heraus und dort ansetzend, wo die vorhergehende biennale endete, greifen die KuratorInnen die Besonderheit der Berliner Kunstszene und die einfachen Bedingungen vor Ort für eine inspirierende Erfahrung in einem ungewöhnlichen Kontext auf. Orte wie dieser, sind Segen und Fluch zugleich: Sie bieten spannende und neuartige Veranstaltungsorte für die Präsentation von Kunst, symbolisieren jedoch auch Fehlschläge und Folgen der übermächtigen und hartnäckigen Erinnerung und der Geschichte der Stadt.Die berlin biennale ist die einzige Biennale der Welt, die ihre Schauplätze und Veranstaltungsorte ganz nach den Erfordernissen der Ausstellung ausrichtet. Ausserhalb Soledad wird so zu einer Begegnung, die den Abstieg in die zerklüfteten Spiralen der Zeit vorwegnimmt, zu einer Reise durch Zeit und Raum, die Bestandteil der biennale ist.

Kino 22/06: Ich und Du und alle, die wir kennen
Ein ganz und gar wunderbarer Film von Miranda July. Die Frau hat keines Falls zu Unrecht einen Preis auf dem Sundance Festival gewonnen und die Camera d'Or in Cannes.
Miranda July selbst spielt die Medienkünstlerin Christine, die ihren Lebensunterhalt mit Taxifahrten für Senioren verdient. Sie verliebt sich in den frisch geschiedenen Schuhverkäufer Richard, der mit seinen beiden Söhnen, Robby,6, und Peter,14, zusammen wohnt und noch ein bisschen Angst vor dem Leben hat. Neben der Christine und Richard-Geschichte gibt es auch die Geschichte eines alten Mannes, den Christine mit ihrem Taxi fährt und der sich noch einmal verliebt hat. Und die Geschichte von zwei Mitschülerinnen von Peter, die unbedingt ihren Sexappeal austesten wollen und mit dem Arbeitskollegen von Richard ein bizarres Spiel beginnen, bei dem am Ende alle furchtbare Angst vor der eigenen Courage haben. Außerdem testen sie an Peter ihre Blowjob-Qualitäten. Die Geschichte von Robby, der eine urkomische Internet-Chat-Affaire mit einer Frau anfängt und ihr den unnachahmlichen Satz schickt: You poop into my butt hole and I poop into your butt hole... back and forth... forever. Und es gibt dieses etwa 11-jährige Nachbarmädchen, das sich seine eigene Aussteuer zusammenkauft und davon träumt, eines Tages mit Mann und Tochter einen eigenen Haushalt führen zu können.
Jede dieser Geschichten hat ihren ganz eigenen Charme und Witz. Christine beispielsweise schickt ein Videoband ihrer Arbeit an die Museumsdirektorin. Am Ende des Bandes tritt sie selbst ins Bild und spricht die Direktorin direkt an: "Ich weiß, dass Sie dieses Band sowieso nicht bis hierher sehen werden, insofern kann ich jetzt auch irgendetwas tun. Wenn Sie es aber doch gesehen habe, dann rufen Sie einfach diese Nummer an und sagen nur Makkaroni. Ich stelle keine Fragen, Sie können gleich wieder auflegen. Eingach nur Makkaroni sagen."
Für mich jetzt schon eines der absoluten Filmhighlights des Jahres!

Hier mehr zum Film.

15 März 2006


L'Ange Gardien
Früher einmal, als ich noch jung und voller Elan war, lebte ich in Paris. Das Leben war aufregend. Alle Nase lang passierten tolle Dinge. Man lernte jede Menge neuer Menschen kennen. Auch Polizisten. Also eigentlich nur einen, und von kennen lernen kann auch nicht wirklich die Rede sein. Aber der gute Monsieur de Angelo ist mir bis heute nicht aus dem Gedächtnis entschlüpft.
Die blondeKommilitonin war damals auch in Paris, um kleine französische Schüler mit deutscher Konversation zu nerven. Da die Dame einen gewissen Lebensanspruch hatte, war ihr Auto auch mitgekommen, was ich erst für ziemlich unsinnig, später aber, da sie mich nach Bar- und Kneipenbesuchen mitten in der Nacht in mein entlegenes Zimmerchen fuhr, immer mehr zu schätzen lernte.
Eines Tages, bevor die Kommilitonin in den Schulferien doch lieber mit dem Zug nach Deutschland fuhr, parkte sie in aller Eile und in Ermangelung anderer Optionen das Auto, die Schnautze ragte auf einen Zebrastreifen. Die Ferien waren schön, en Allemegne, man konnte endlich wieder ordentliches Brot essen und musste beim Weggehen nicht mehr so viel Geld ausgeben.
Nach ihrer Rückkehr suchte die Kommilitonin ihr Auto. Vergeblich. Es war einfach weg. Aufgeregt rief sie bei der Polizei an. "Avez-vous ma voiture?" Der Gendarme am Telefon behauptete, er müsste erst mal im Computer nachschauen. Und gab dann die schlechte Nachricht: "Non. Nous ne l'avons pas." Merde! Das Auto war also gestohlen worden und nicht abgeschleppt. Die Versicherung wurde gekündigt, der Papa informiert, der Ärger begann. Uns hinterte es trotzdem nicht daran weiterhin des Abends fröhlich auszugehen. ich übernachtete dann einfach bei ihr.
Doch erst mussten wir noch das Auto offiziell als gestohlen melden, also eine Anzeige aufgeben. Wir machten uns also gemeinsam auf den Weg zum Polizeipräsidium. An der unscheinbaren Tür ohne Schild gingen wir wohl drei Mal vorbei. Als wir die Tür endlich durchschritten hatten, stockte uns der Atem. Man fühlte sich wie auf dem Boden eines Schwimmbeckens, aus dem im Herbst das Wasser ausgelassen war. Kein Tageslicht, nur Neonröhren, alles gekachelt, kein Bild, kein Poster, nichts. Bonjour Tristesse.
Ein freundlicher Polizist wollte sich um uns kümmern. "Ange Guardien" stand auf einem Abzeichen auf dem Oberarm seines blauen Hemdes. "D'Angelo" war vorne draufgestickt. Sein Name. Wie passend, dachte ich noch und dann wusste ich nicht mehr, mit wem er sprach. Noch nie hatte ich jemanden so schielen gesehen. Mit einem Auge fixieret er die Kommilitonen, die ihm den Vorgang in ihrem blumigen Französisch schilderte, für das sie zuvor extra das Wörterbuch gewälzt hattte. das andere Auge war auf mich gerichtet. Zumindest bildete ich mir das ein.
Monsieur D'Angelo ging mit uns in ein etwa drei Quadratmeter großes Kämmerchen, um die Anzeige aufzunehmen. Auf einem kleinen Holztisch stand eine Schreibmaschine, die neben der alten meines Großvaters antiquiert wirkte. Vor dem Tisch ein Stuhl, daneben noch einer. Ich blieb stehen. D'Angelo hackte mit viel Kraftaufwand den langen Nachnamen der Kommilitonin und sämtliche erforderlichen Informationen in die Maschine. Es dauerte ewig. Kein Wunder bei der Schielerei. Später gingen wir einen Crêpe essen, lachten uns kaputt und trauerten um das geklaute Auto.
Diverse Tage später klingelte das Telefon der Kommilitonin. Die Polizei wollte mal nachfragen, wann und ob sie eigentlich irgendwann mal ihr vor Wochen abgeschlepptes Auto abholen wolle, der exklusive Poizeiparkplatz würde schließlich von Tag zu Tag teurer. Die Kommilitonin versuchte sich in einem französischen Wutanfall. Gewundert hat es uns trotzdem gar nicht, nach dem Erlebnis auf der Wache. Wir lösten das Auto kilometerweit hinter dem Boulevard Mac Donald (!) im 20. Arrondissement aus und hatten ab Dato wieder lustige Abende mit voiture. Die rund 30 Pariser Strafzettel, die im Handschuhfach gesammelt lagen, wurden jedenfalls nie bezahlt.

Arme Polizei
Seit neuestem haben wir einen kleinen jugendlichen Grapscher und Belästiger in unserem Kiez. Die Mitbewohnerin und die Nachbarin wurden schon befummelt und angegriffen. Eine äußerst unangenehme Geschichte. Zudem ist der arme Kerl auch noch geistig zurückgeblieben, was das Ganze vielleicht noch unberechenbarer macht.
Die resolute Mitbewohnerin hat sich nach einem Schrecktag an die Polizei gewandt. Erst mal die 110 angerufen, um zu fragen, wie man da so vorgeht. Man will dem Jungen ja nichts Böses, seinen Eltern bescheid sagen, wenn man mal wüsste wo das Bürschchen zu Hause ist.
Nun, die Polizei war am Telefon äußerst hilfsbereit und sprach fast 15 Minuten mit der Mitbewohnerin - die Polizei, dein Freund und deine Labertasche. Quintessenz des Gesprächs: Geben Sie eine Anzeige auf Ihrem zuständigen Polizeipräsidium auf.
Das zuständige Präsidium befindet sich aber nicht, wie man vielleicht denken könnte wenige Straßen entfernt, sondern rund 6 U-Bahnstationen weit weg. Dort angekommen wurde die Mitbewohnerin von der archaischen Atmosphäre, die auf dem Amt herrschte, ein wenig überrascht. Computer? Weit gefehlt. Nicht mal eine Schreibmaschine gab es. Der Beamte war nur mit einem weißen Blatt Papier und einem kaum schreibenden Kugelschreiber ausgestattet, um die Anzeige entgegen zu nehmen. Womöglich kommt das Papier nun in einen Karteikasten in einem großen Stahlschrank.
Dass irgendjemand auf diesen Fetzen Papier reagieren wird, ist im Zeitalter von fetten Internetleitungen, Flachbildschirmen und Spammails kaum vorstellbar. Dass die überhaupt arbeiten können, so ganz ohne moderne Technik, fragt man sich als Heavy-Computer-User. Soll man die polizei nun bemitleiden, auslachen oder beneiden?
Erinnert mich jedenfalls an eine andere abstruse Polizeigeschichte. Damals in Paris....

14 März 2006

Rosaschwarz
Manchmal ist ja alles nicht ganz so rosa, wie es erst scheint. Gott sei Dank kommt bald der Frühling.
Was ist eigentlich der günstigste all-inclusive Telefon-Internet-Anschluss für Zuhause?

11 März 2006

Im Märzen der Bauer...
Winter is back. Es schneit, alles ist weiß und obwohl man endlich Frühling haben möchte, ist es irgendwie ganz hübsch.

08 März 2006


Literatur 4/06: Ein Jahr
Kurzer Roman von Jean Echenoz. Ich habe den ersten Absatz gelesen und musste das Buch haben. Victoire wacht eines Morgens neben ihrem Freund Félix auf. Er ist tot. Sie kann sich an nichts erinnern, zieht sich an, geht bei der Bank vorbei, nimmt ein Taxi und fährt zum Bahnhof Montparnasse, um einen Zug zu besteigen. So muss man wohl mit einer Leiche in seinem Bett umgehen. Dieser bizarre Anfang erinnerte mich irgendwie an die Geschichten von Javier Marias, den ich ja sehr liebe. Victoire jedenfalls fährt einfach weg. Lebt im darauffolgenden Jahr von ihrem Ersparten, was imer weniger wird. In den letzten Monaten ist sie obdachlos und muss betteln gehen. Sie verwarlost immer mehr. Doch jedes Mal, wenn es gar nicht mehr weiter zu gehen scheint, taucht ein Freund, Louis-Philippe, aus dem Nichts auf. Am Schluss geht Victoire zurück nach Paris und alles ist ganz anders als gedacht.
Schönes, schnell zu lesendes Buch mit einem extrem coolen Anfang und einer überraschenden Wendung am Schluss, die ein wenig verwirrt. Aber genau das macht den Charme dieses Buches aus.
Frauentag
Heute ist famoser Frauentag. Und was habe ich davon?

07 März 2006

Oscar
Ich gehe furchtbar gerne ins Kino. Das versteht ja so mancher ganz und gar nicht, was nicht weiter schlimm ist, schließlich hat jeder so seine Vorlieben. Ich verstehe zum Beispiel null überhaupt gar nicht, wie man mitten in der Nacht aufstehen kann, um sich die Oscar-Verleihung im Fernsehen anzuschauen. Es ist mir so grottenegal, welches Starlet welches Kleid trägt und wie sie alle zusammen darin aussehen. Und nur weil ein Schauspieler oder ein Film einen Oscar bekommen hat, fand ich den Film noch nie gut, eher das Gegenteil war bisher immer der Fall. Ich finde auch die Goldenen Bären, Palmen und sonstigen Preise nicht immer besonders gut verteilt.
Bah! Dieses "ich mache eine tiefe Verbeugung vor den großen amerikanischen Stars" finde ich einfach langweilig. Ich kann die Begeisterung dafür nicht nachvollziehen. Aber das sagte ich ja schon.

02 März 2006

Ich lach mich kaputt!


von hier

Literatur 3/06: Unter Wasser atmen
Kurzgeschichten von Julie Orringer. Wunderbare Geschichten über Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Keine öden Teeniegeschichten, sondern einzeln herausgegriffene Begebenheiten im Leben der jeweiligen Hauptpersonen, die eine Wende in deren Leben markieren. Zwei Schwestern sehen zu, wie auf einer Party, auf der ihre krebkranke Mutter und sie eingeladen sind, der Sohn des Gastgebers seine Schwester auf den Baum hinauf lockt und sie so lange ärgert bis sie das Gleichgewicht verliert, abstürzt und reglos am Boden liegen bleibt. Oder die Geschichte von Maddy, die mit im Auto saß als die Freundin ihres Bruders einen Unfall baute und mit ihrem Auto im See ertrank. Das mädchen konnte sich befreien, der Freundin jedoch nicht helfen. Nun hat sie panische Angst vor Wasser und ihr Bruder ist unfassbar gemein zu ihr. Doch sie soll zusammen mit ihm einen Tauchkurs absolvieren. Auf irgendeine Art und Weise, jede für sich, lernen die Mädchen unter Wasser zu atmen.
Keine Lustigen Geschichten, alles ist irgendwie tragisch-melancholisch und doch leicht schwebend. Mir hat die Stimmung, die Orringer verbreitet gefallen. Sehr schön, sehr empfehlenswert!

Kino 21/06: Dark Horse
Dänisch-isländischer Film von Dagur Kari, der auch schon "Noi Albinoi" gedreht hat. Melancholisch-komischer Film. Sehr zu empfehlen. Schon wegen der ersten Szene auf dem Arbeitsamt. Daniel zum Arbeitsvermittler: "Sie haben gerade von Brutto- und Nettolöhnen gesprochen. Und sehen, da fängt das bei mir schon an: Ich verstehe einfach nicht, was das ist." Daniel lebt als Graffitykünstler in den Tag hinein. Eines Tages verlieben sich er und sein bester Freund "Opa" in das selbe Mädchen. Opa ist extrem dick, passionierter Fußballschiedsrichter, der gerade seine Prüfungen absolviert, und arbeitet in einem Schlafforschungsinstitut. Francesca, genannt Frank, verliebt sich in Daniel, was ihm einige Probleme mit Opa beschert. Doch der landet unverhofft mit Franks Mutter im Bett. Als Frank schwanger wird, hat Daniel ein weiteres Problem.
Go and see it!