27 April 2006


Beste Pizza der Welt?!
Wenn das nicht mal ernstes, ehrenhaftes Fantum ist. Auf der Geburtstags-Party wäre ich dann doch gerne gewesen. Da sie aber in Hamburg stattfand und ich dem Berliner Frühling huldigen musste, war ich leider verhindert. Happy Birthday, Bert! Und demnächst, im Sommer, bin ich dann auf jeder Party wieder dabei. Und dann will ich auch so eine Pizza. Man könnte ja auch ein Pauli-Logo auf den Fladen applizieren, mit schwarzer Oliven-Tapenade beispielsweise....
Mädchen oder Frau?
Unlängst wurde eine befreundete kurzhaarige, große Frau von Anfang 30 von einem Kind gefragt, ob sie denn nun eine Frau, ein Mädchen, ein Junge oder ein Mann wäre. Da dem schlauen Kind die Antwort "Frau" offensichtlich nicht so gut gefiel, kommentierte es diese mit den Worten: "Die ist nie eine Frau, höchstens vielleicht noch ein Mädchen."

Frau - was ist das also? Sichtbar weibliche Formen, lange Haare, Mann an der Seite, Kind unterm Arm, beim Grillfeuer anzünden rufen "Schatz, kannst du das mal machen?". In Kinderaugen scheint das so zu sein. Doch in den Augen der restlichen Gesellschaft ist es auch nicht wirklich anders. Multi-Tasking-Frauen mit sieben wohlerzogenen Kindern, Doktortitel, immer gleicher Frisur und Top-Job sind Monster-Frauen - kann gar nicht sein, dass das funktioniert, die armen Kinder etc. pp.
Frauen, die ihr Kind ab dem dritten Monat in eine Krippe geben wollen, weil sie weiterarbeiten wollen oder müssen, sind Rabenmütter, tun ihren Kindern Schlimmes an, wieso haben die überhaupt welche bekommen?
Frauen, die sich entschließen sich ganz und gar auf die Kinder zu konzentrieren, den Haushalt erledigen und ihrem Mann den Rücken freihalten und ihm den 12-Stunden-Arbeitstag ermöglichen, sind vollkommen unemanzipierte, arme Wesen, die sich in heutzutage unnötige Abhängigkeiten begeben.
Frauen, die Kinder haben und nebenbei arbeiten wollen, aber nicht voll, sondern so, dass sie sich auch noch um die Kinder kümmern können, finden keinen Job oder verdienen mit dem Minijob so wenig, dass es dabei wirklich nur um den Spaß an der Arbeit gehen kann. Wieso arbeitet die überhaupt?, das ist so eine Art Selbstfindung, was? heißt es dann.

Und dann die Diskussion über die fehlenden Kinder in Deutschland. Staatliche Förderungen müssten her, heißt es dann, um das angebliche Problem zu lösen. Aber ist da überhaupt ein Problem? Bei mir auf der Straße lärmen entsetzlich viele Gören den halben Tag auf der Straße rum - und ich wohne nicht im Prenzlauer Berg. Aber es sind wohl nicht diese Kinder, die dunkelhaarigen, die nicht "Hallo" sondern "Merhaba" sagen, die die Politiker meinen, wenn sie sagt, sie gäbe es nicht. Aber das ist nochmal eine andere Diskussion.

Jetzt heißt es, die deutschen Mütter wären faule Latte Macchiato-Trinkerinnen, die nicht arbeiten wollen, gleichzeitig aber auch keine Lust auf Haushalt haben. Ich farge mich ernsthaft: Welcher dummdreiste Mann hat sich das wieder ausgedacht? Wie man's macht, ist es verkehrt. Es macht ja gar keinen Spaß mehr, Kinder in die Welt zu setzen, wenn alle anderen immer besser wissen, wie man es am besten regelt, wenn man allerorten als Rabenmutter, Glucke oder Monster beschimpft wird.
Die schönste Beschimpfung liefert in diesem Zusammenhang natürlich Bild-Kolumnist Franz-Josef Wagner: "Mütter ihr seid faul! Schuhe kaufen, Unterhautfettgewebe wegtrainieren, auf Single-Frau tun, einen 20-Jährigen verführen. Ich bin glücklich, dass meine Mutter eine Trümmerfrau war!"
Oh wow. Wie wenn Franz-Josef und seine Kumpanen auf fettansetzende, mütterliche Mittvierzigerinnen stehen würden. Und selbst? Sind es nicht genau diese Typen, die versuchen reihenweise 20-jährige Mädels mit ihrem Geld zu verführen? Denn mit ihrer tollen Figur und ihrer glatten Haut können sie ja nicht mehr prahlen, die alten Säcke. Und sind nicht die Mütter von heute genau deswegen wieder Trümmerfrauen. Alle Nase lang werden sie mit ihrem kleinen Kind sitzen gelassen, dauernd betrogen oder schon vor der Geburt verlassen. Dann müssen sie die Trümmer einsammeln, die die Männer in ihrem Leben hinterlassen haben und auch noch ihr Kind vor den herabfallenden Teilen schützen.

Ach ja, es gibt auch andere Männer, schon klar. Aber wie das im Moment so diskutiert wird, lässt jeglichen Glauben an die "Anderen" schwinden. Bisher sind noch fast alle Kinder groß geworden. Und dass manche Mutter ihr Kind im Blumentopf verscharrt oder verhungern lässt und in die Kühltruhe steckt, wird bestimmt nicht seltener, wenn man die Mütter ständig beschimpft. Wie wärs denn mal mit konstruktiver Unterstützung statt Besserwisserei? Mhm?

inspiriert von Alex Rühles Artikel "Cappuccino-Luder" in der SZ vom27.4. und all den anderen Texten zum Thema

14 April 2006


Flohe Osteln!
Elst schön Buße tun und dann blav Eiel suchen, gell?!

12 April 2006

Kampf dem Bösen!
Mobbing ist was ganz besonders Fieses. Der Gemobbte versteht die Welt nicht mehr und fängt daher gar nicht erst an, sich zu wehren. Hinzu kommt, dass sich seine Umwelt auch nicht unbedingt für ihn einsetzt - aus welchen Gründen auch immer.
Ganz besonders extrem ist eine Mobbingsituation, wenn sie statt an der Arbeit im Freundeskreis passiert. Man wird bei seinen eigenen Freunden schlecht gemacht und bei sämtlichen Bekannten ebenso. Bei manchen funktioniert das sicher gar nicht, aber selbst wenn... Alleine die Tatsache, dass man über zwei Ecken hört, was man angeblich gemacht oder gesagt hat, kann einen aus der Bahn werfen. Man fängt an selbst zu glauben, dass man ein schlechter Mensch ist.
Ich kann diese Subjekt nicht verstehen, die andere Menschen - ob zu Recht oder Unrecht - bei anderen schlecht machen. Extrem schlechtes Benehmen! Jeder darf mal über andere schimpfen, aber es gibt Grenzen.
Und die ist in einem aktuellen persönlichen Fall jetzt so langsam erreicht. Ich weiß auch nicht so recht, was ich tun kann, aber wenn das so weiter geht, werde ich sehr, sehr böse und muss mir die betreffende Mobberin mal zur Brust nehmen. Zur Not gibt's kräftig was vor's Schienbein, Alte!
LASS ES ENDLICH BLEIBEN! KLAR?!
Truman Silvio
Irgendwie süß, wie der kleine Silvio sich aufregt, weil er verloren hat. Fehlt noch ein bisschen Fußaufstampfen und Schnute ziehen. Er könnte ja aber in seinen Fernsehsendern verkünden, dass sehrwohl er, der Silvio, gewonnen habe und den Romano einfach heimlich die Arbeit machen lassen. Weil die anderen kleinen Italiener davon nichts mitbekommen würden, da sie ja keinen anderen Sender gucken können als den von Silvio, würden also alle glauben, dass sie weiterhin von Silvio regiert werden würden. Nur im Ausland, da wüsste man natürlich bescheid. Also bei der Truman Show hat das ja auch geklappt.
Ach der kleine Maximo Leader. Was er jetzt wohl macht? Neuen Sender vielleicht? Mal in einem anderen Land vielleicht?

11 April 2006


Kino 24/06: Im Schwitzkasten
Film von Eoin Moore. Muss man nicht so viel sagen dazu. Ich fands beliebig und nur mäßig lustig. Meine Mitkinogänger sogar richtig ärgerlich. Für eine Komödie nicht lustig genug und um wirklich was zu erzählen, nicht nah genug an den Personen. Jeder Charakter blieb eigentlich nur eine Karrikatur seiner selber. Schade eigentlich, denn von Eoin Moore ist man anderes gewöhnt.
Also: Besser bleiben lassen und was anderes gucken gehen!

Literatur 6/06: In seiner frühen Kindheit ein Garten
Roman erschienen bei Suhrkamp von Christoph Hein.

Wieder so ein Buch, das man ziemlich schnell ausgelesen hat. Dabei liegt es nicht an der Spannung, sondern an den Personen, denen man einfach weiter zuschauen möchte bei ihrem Leben. Richard und Frederike Zurek haben ihren ältesten Sohn verloren. Er wurde auf der Flucht von der Polizei auf dem Bahnhof von Kleinen erschossen, regelrecht hingerichtet. Diesen Schluss jedefalls zieht der Vater des Ermordeten aus den Untersuchungen zum Fall Oliver zurck, bei denen einiges ganz offensichtlich vertuscht wurde, Beweise vernichtet wurden. Der ehemalige Schuldirektor und seine Frau beschließen, sich gegen das Urteil über ihren Sohn zu wehen. Ja, er hatte sich einer terroristischen Gruppe angeschlossen, ja, er war bereits seit Jahren untergetaucht, ja, keiner wusste so recht, was der Junge eigentlich macht. Aber trotzdem hatte er sich nichts zu Schulde kommen lassen, was eine Exekution erlauben und erklären könnte.

Der brave Bürger wird zum "Querulanten", wie ihn das Innenministerium bezeichnet, nachdem er auf eine Antwort auf seinen Brief an den Minister besteht. Der brave Staatsdiener beginnt am Staat un seinem Gewaltmonopol zu zweifeln. Und wenn er nicht Pensionär wäre, sondern so jung wie sein Sohn gewesen ist - wer weiß, womöglich wäre er dann aufgrund all dieser Erlebnisse auch Terrorist geworden.

Die Tochter, selbst Lehrerin geworden und mit einem schrecklichen Unternehmenberater verheiratet, ist gänzlich gegen die Prozesse, die ihre Eltern führen. Sie glaubt den Ausführungen der Polizei zum angeblichen Selbstmord ihres Bruders. Immer wieder streitet sie deswegen mit den Eltern, versucht iihnen klar zu machen, dass nicht sie Schuld am verhalten ihres Sohnes sind. Doch genau das ist der Kernpunkt des Buches: Wer hat Schuld? Wie konnte es überhaupt soweit kommen? Lag es an der Erziehung im Lehrerhaushalt? An der engen Bindung der Geschwister in ihrer Kindheit? Einfach nur an falschen Freunden? Oder an der unrechten Verhaftung Olivers wegen angeblichen Waffenschmuggels und der darauf folgenden Isolationshaft vor Jahren? Es ist nicht zu klären. Und so sehr sich Olivers Vater auch damit auseinandersetzt, so sehr er gegen die Mühlen des Staates kämpft, er wird zu keinem Ergebnis kommen.

Interessante Studie über Menschen, deren Verwandter gegen den Staat gearbeitet hat und unter ungeklärten Umständen zu Tode kam. hintergrund sind die Ereignisse um Wolfgang Grams und seine Erschießung auf dem Bahnhof Bad Kleinen. Doch hier heht es mehr um die Menschen, die zurück bleiben, wie sie mit der Situation umgehen. Sehr empfehlenswert!

06 April 2006





Melancholie - Genie und Wahnsinn in der Kunst
Mittwochs in der Melancholie-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie gewesen und mich mit Schülerbanden um einen Platz vor den Bildern gekloppt. Trotzdem sehr schön und empfehlenswert, Man sollte sich allerdings dringend einen Zeitpunkt zum Besuch aussuchen, an dem nicht so viele Menschen da sind. Die Bilder sind nämlich zum Teil recht klein und die Erklärungen dazu noch viel kleiner daneben. Und die Erklärungen sollte man schon lesen, sind nämlich sehr interessant. Wunderbar zu sehen, wie sich die Rezeption von Melancholie über die Jahrhunderte verschoben hat. Von absoluter Todsünde - Martin Schongauers "Der heilige Antonius, von Dämonen gepeinigt" von 1473 zeigt ein sehr gelangweiligte Gesicht und das bedeuted nichts Gutes für den Hl. Antonius - über die Darstellung an sich - Albrecht Dürers "Melencolia" von 1514 zeigt unter anderem einen Polyoeder, der bis heute in der Kunst als Anspielung auf die Melancholie immer wieder verwendet wird - bis zum Ausdruck von Melancholie als Schönheit. Besonders gut gefiel mir Edward Hoppers Bild "Eine Frau in der Sonne, 1961, und Ron Mueks "Dicker Mann", der selbst auf einer Distanz von 2 Zentimeter noch absolut echt wirkt.
Kostet zwar 10 Euro Eintritt, ist aber toll!

Literatur 5/06: Un Célibataire
Roman von Emmanuel Bove, seineszeichens Franzose. Bove wurde in Deutschland von Peter Handke wiederentdeckt und übersetzt. Ich las ihn nun auf französisch. War schön mal wieder und gar nicht so schwer. Die Geschichte erinnerte mich ein wenig an "Senilità" von Italo Svevo. Ein Mann ist völlig verloren in der Welt des Müßiggangs, in der er keine Aufgabe hat, die ihm eine tägliche Ordnung und Ablenkung vom Unsinn des Nichtstun bietet. Von einer unsinnigen Verliebtheit purzelt er in die nächste, bis sich die gesellschaftlichen Konventionen über ihm zusammenbrauen und er sich in peinlichen Aussagen und Handlungen verstrickt. Zumindest empfindet der Held des Romans das so. Die anderen sind weithaus cooler in ihren Haltungen. Albert Guittard scheint ein altmodischer Sonderling zu sein, der sich schlussendlich, aus lauter Verzweiflung und Langeweile in eine alte Freundin verliebt und die Probleme seiner ehemals Angebeteten plötzlich widerwärtig findet.
Schönes Buch über einen schrecklichen Junggesellen, der alles will und nichts erreicht.

03 April 2006


Mozart, alter Hippie
Gestern Abend schön mit dem Vater in der Oper gewesen. Und was daran ja immer so besonders schön ist: Wenn er schon mal mit der Tochter in die Oper gehen kann, dann lässt er sich nicht lumpen und wir sitzen recht weit vorne. Diesmal in der dritten Reihe im Parkett. Da sitzt man quasi mit auf der Bühne.
Cosi fan Tutte wurde gegeben, in der Inszenierung von Doris Dörrie. Ich war ja ein wenig skeptisch vorab. Muss aber sagen, es war wirklich ganz herzerfrischend lustig und schön.
Dörrie hat die Handlung in die 60er/70er verlegt. Die beiden Paare waren ziemlich spießige Vertreter dieser Zeit. Die Damen wurden dann im Laufe des Spiel von ihren eigenen Verlobten, verkleidet als Hippies, verführt, um ihre Treue zu testen. Bizarre Kostüme, die spießigen Klamotten waren viel besser übrigens als die Hippiehemden, cooles 70er-Designhaus als Bühnenbild. Eine wahrhaft gelungene Aufführung, da auch die Sänger und Sängerinnen schwerst brillierten.
Nur eines, Herr Mozart: Selten ein so frauenfeindliches Stück gesehen; Frauen mit aller Gewalt und Tücke verführen, nur um ihre Treue zu testen, sie dann doch heiraten und behaupten, so sind sie eben, die Weiber - cosi fan tutte. Ts ts ts.