06 Dezember 2005


Osterhasi - Nikolausi II
Traditionell feierten wir den Nikolaustag bei meinen Großeltern im Oberbayerischen. Das war ein Fest! Drei Stunden Autofahrt nur für den Geschenkesack. Einmal schneite es so heftig, dass wir seinen Auftritt verpassten, was für uns Kinder ziemlich traurig war.
Der Nikolaus meiner Großeltern fuhr jahrelang in einem hellblauen VW-Käfer vor. Gesehen habe ich das natürlich nur zufällig einmal. Er trug die Tracht eines Bischofs, hatten den obligatorischen Bischhofsstab, einen weißen Bart und ein großes, goldenes Buch dabei, indem alles vermerkt war, was wir Enkelkinder in diesem Jahr gut und schlecht gemacht hatten.
Jeder musste einzeln vortreten und dem Nikolaus ein Gedicht aufsagen, ein Lied singen oder auf seinem Instrument etwas vortragen. Dann wurde geurteilt: In der Schule könntest du dich ruhig ein bisschen mehr anstrengen und zu den Eltern solltest du im nächsten Jahr auch lieber sein und deine Schwester sollst du nicht ärgern, sie ist doch viel kleiner als du! Aber ein Geschenk zog er dann doch immer aus seinem großen Sack. Und Kekse und Mandarinen und Nüsse. Äußerst demokratisch mussten übrigens auch sämtliche Eltern und Großeltern vortreten.
Mein kleiner Cousin hatte sich einmal unter dem Tisch versteckt und wollte partout nicht vor den Nikolaus treten. Er hatte wohl Angst besonders gescholten zu werden, weil er vorher frech gewesen war.
Diekleine Cousine musste einmal während der Zeremonie dringen aufs Klo. Kaum war sie zur Tür raus, schrie sie entsetzlich laut auf. Draußen saß der Knecht Ruprecht, wärmte sich bei einer Tasse Kaffee und wartete bis sein Boss das goldene Buch zuklappte. Bei den Großeltern durfte der Krampus nämlich nie ins Zimmer. Er sah einfach zu furchteinflößend aus und Nikolaus war doch ein schöner Tag. Doch diesmal hatte ausgerechnet die Kleinste ihn entdeckt. Sie war kaum zu beruhigen, dabei versuchte der arme Mann jetzt erst recht besonders nett zu ihr zu sein. Der Nikolaustag war für das Cousinchen verdorben.
Viel später erfuhr ich, dass der Nikolaus vom ortsansässigen Pfarrer gespielt wurde und der Krampus von seinem Messdiener. Alte Fotos belegen, wie erfürchtig wir immer vor dem Nikolaus standen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Naja diese kleine Cousine war ich
An diesen Vorfall kann ich mich nicht mehr erinnern, habe ihn aber erzählt bekommen. Ich hatte aber tatsächlich ein Trauma davon, dass ich erst letztes Jahr mit Hilfe hinter mich bringen konnte.
Davor habe ich immer einen grossen Bogen um jeden,der auch nur einen roten Mantel anhatte, gemacht.
Dieses Jahr habe ich selbet Kramperl gespielt und habe kaum was gesehen, durch diese Maske, ist wohl eher ein Trauma für den, der in dem Kostüm steckt, denn er weiss ja nicht, wohin er tritt.