08 Dezember 2005
Traditionswechsel
Ich weiß nicht, wieviel Mal in diesem Jahr rund um die Feiertage "Drei Nüsse für Aschenbrödel" im Fernsehen läuft. Sämtliche dritte Programme zeigen den Film mindestens zwei Mal, der WDR etwa an Heiligabend Nachmittag und Abend, die anderen Sender am 1. oder 2. Weihnachtsfeiertag. Meine Schwester wird sich ein Loch in den Bauch freuen und mit ihren Freundinnen vor der Glotze hängen und Kekse futtern. Ich setze mich sicherlich dazu, kann dem Ganzen aber weniger abgewinnen.
Meine Erinnerungen sind andere. Für mich symbolisiert "Das fliegende Klassenzimmer", in der Verfilmung von 1954. Das ist die früheste Weihnachtskindheitserinnerung. Später kam dann die Verfilung aus den 70ern mit Blacky Fuchsberger dazu.
Als Kinder wurden wir am frühen Nachmittag raus in den Schnee zum Spielen geschickt. Dick eingepackt in Daunenanzügen, Wollstrumpfhosen, Moonboots und häßlichen Mützen bauten wir Schneemänner, Iglus oder führen Schlitten. Bis Fernsehzeit war. Dann gings schnell nach Hause. Stiefel aus, die Füße ganz klamm und nass von den undichten Schuhen, in Strumpfhosen und mit Kissen vor dem Gesicht durchs Wohnzimmer, wo schon das Christkind zu Gange war und den Baum schmückte, ins Kinderzimmer wo an diesem Tag ausnahmsweise der Fernseher stand. Und dann kloppten sich die Jungs vom Gymnasium mit denen von der Realschule, ein Gymansiast wurde gekidnappt, einer hing im Papierkorb im Klassenzimmer und sprang später aus dem Fenster. Gott sei Dank überlebte er. Und dann kam das Christkind mit der neuen Puppe unterm Arm oder dem Playmobil-Schiff.
Heute reitet das niedlich-weibliche Aschnputtel über den Bildschirm und ich habe plötzlich eine neue Tradition vor der Bescherung, die mehr mit meiner Schwester zu tun hat als mit unserer Kindheit.
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