22 November 2005

Verrücktes Internet
Manchmal nervt es ja gewaltig das Internet. Zum Beispiel, wenn es zu wenig nette Mails ausspuckt oder einfach abstürzt oder Seiten dämlich programmiert sind oder jeder meint, alles zu wissen. Aber manchmal ist es eben auch ein Segen oder ein lustiges Spielzeug. So geschehen gestern.
Es erreichte mich eine Mail eines uralten Studienkollegen. Irgendwo in den Untiefen des Netzes hatte er mich zufällig gefunden und berichtet nun von sich. Unternehmensberater sei er nun und ständig in New York, Düsseldorf, München und Bonn. Mhm, denke ich mir, wie kommt ein ehemaliger Germanistikstudent dazu Unternehmensberater zu werden? Er wird es mir wohl noch erklären können.
Damals, als ich ihn kennenlernte, war er der einzige Nicht-Schwabe und auch ansonsten normale Mensch in meinem Thomas Mann Seminar. Er besaß eine Vespa und ein niedliches Bäuchlein. War ein äußerst netter Zeitgenosse und chauffierte mich daher bald jede Nacht zur letzten Fähre von Konstanz nach Meersburg, wo ich damals ein sechs Quadratmeter-Zimmer bewohnte. Komischerweise hatte ich nie Angst, wenn ich mich hinter ihn auf die Vespa quetschte.
Als er später mit einer anderen Komilitonin zusammen zog, war ich irgendwie doch ein bisschen eifersüchtig. Er hätte immer alles für mich getan, jetzt tat er es für eine andere. Aber ich wollte ja nie die Netten. Anstrengende waren mir lieber.
Es hat sich einiges geändert seitdem. Manches schnell, anderes langsam. Germanisten arbeiten heute in der Wirtschaft und Frauen ziehen die wirklich besseren Männer endlich vor.

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