24 Februar 2006


Fasching
Ich bin ein richtiger Faschingsmuffel. Müsste ich in Köln oder einer ähnlichen Stadt wohnen - es wäre entsetzlich. Und ich weiß wovon ich spreche, denn ich habe schon mal in Kontanz gewohnt und da liebt man ja auch die Fastnacht. Uiuiui. War das immer anstrengend. Meine Vermieter waren immer voll dabei. Tagelang traf man sie nur in ihren Bärenfellen, die Gesichter hinter furchterregenden Holzmasken versteckt. Voller Stolz wurde mir jedes Jahr das neueste Kostüm präsentiert - und auch nie vergessen darauf hinzuweisen, wie unendlich teuer das wieder war. Ein echter Fastnachter hat nämlich für jeden Tag ein anderes Kostüm. Und dabei handelt es sich nicht um Cowboy-, Indianer- oder Clownsverkleidungen. Traditionelle Dinge sind da gefragt, echte, handgeschnitze Holzmasken etc.. eben Man kennt das ja aus der Schweiz und überhaupt dem ganzen allemannischen Raum. Jedenfalls war rund um die närrischen Tage jeder Bus total überfüllt mir närrischen Leuten in närrischen Kostümen, die närrisches Verhalten an den Tag legten.
Am Faschingsdonnerstag findet in Konstanz traditionell der "Hemdglonkerumzug" statt. Wer an diesem Tag nicht im Nachthemd durch die Stadt zog, machte sich verdächtig. Eines Abends wollte ich in Unkenntnis der örtlichen Begebenheiten mit Freundinnen eine Pizza essen gehen. Es war die Zeit, als mein Kleiderschrank zu 100 Prozent mit schwarzen Klamotten bestückt war. Der meiner Freundinnen übrigens auch. Nun stelle man sich vor, wie wir drei niedlich-arrogante Germanistikstudentinnen in ihren schwarzen Klamotten, mindestens eine der drei trug immer einen extem kurzen Rock oder einen extrem tiefen Ausschnitt, durch das Meer der weißen Nachthemdträger schwammen. Erst dachten wir noch, was solls, wir sind ja gleich beim Italiener. Doch dort war es wirklich keinen Deut besser. Wir saßen wie die schwarzen Schafe, wie eine Pestbeule der Gesellschaft, an unserem Tischchen, um uns herum johlende Nachthemden jeden Alters. So schnell waren wir in unseren Studentenzeiten nie zuvor und auch danach nie wieder zu Hause. Traumatisierend!
Und von Wortschnittchen inspiriert, hier die Liste meiner Faschingskostüme aus Kindertagen:
Clown, Prinzessin, Indianerin, Schornsteinfeger, Schneeflocke, Marienkäfer, Pippi Langstrumpf, türkischer Sultan, Hexe, Zigeunerin und später Meerjungfrau (selten so sexy gewesen wie in diesem hautengen, quieschgrünen Schlauch) und Beduine. Und was weiß ich noch alles. Bis auf Clown und Indianerin war jedes Kostüm von Mama oder mir selbst genäht oder aus Papas Kindertagen geerbt. Damals war das lustig. Wie sich allerdings erwachsene Menschen mit Freude verkleiden und sich zum Affen machen, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Aber ich boykottiere ja auch schon Mottopartys.

Keine Kommentare: