21 Februar 2006

Kino 11/06: 4:30
Film von Royston Tan aus Singapur. Um halb fünf wacht der Elfjährige immer auf. Dann geht er rüber ins Zimmer des 30-Jährigen. Der ist nachts nie zu Hause. Der Junge untersucht das Zimmer, betrachtet die Sachen des Großen, legt sich auf sein Bett. Er ist ganz alleine, seine Mutter hat offensichtlich in China zu tun und hat ihn dort in der Wohnung bei dem Typen gelassen. Der nimmt unablässig Valium und trinkt viel zu viel. Einmal ist ihm so schlecht, dass er einfach in die kleine Lampe kotzt, die auf seinem Nachttisch steht. Alles beobachtet der Junge, versucht irgendwie seine Aufmerkasamkeit zu erringen. Er ahmt den Großen nach. Lässt sich beim Arzt Medikamente verschreiben. Jeden tag trinkt er eines der Medizinfläschchen aus, bis er am Schluss ständig ohnmächtig wird. Er beginnt dem Großen jeden Morgen ein Glas Orangensaft vor die Tür und eine koreanische Instantsuppe auf den Tisch zu stellen. Doch nie reden die beiden miteinander. Nicht einmal als der Kleine dem Großen ins Badewasser pinkelt, spricht der mit ihm. Die Einsamkeit wird immer größer und schier erdrückend für den Zuschauer. Am Schluss bleibt das Glas Saft unberührt und als der Junge sich endlich traut, die Tür aufzumachen, ist der Mann einfach verschwunden. Er hat die Bettwäsche fein säuberlich gefaltet auf dem Bett zurückgelassen. Und der Junge ist noch einsamer als zuvor. Heulend sitzt er am Boden.
Die Asiaten haben wirklich einen Sinn für schlicht dargestellte Tragik. Aber nach Action-Vergewaltigung mal wenigstens eine andere Art von Tragik. Diese Berlinale geht an die Substanz.

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